Wenn Du Dich auf dem Blog schon ein wenig umgeschaut und einige Artikel gelesen hast, dann weißt Du, dass ich ein Fan von Soloreisen bin oder zumindest von individuellen Reisen, denn manchmal bin ich auch nicht allein unterwegs.
Ich fahre meist mit einem Hin-und Rückflugticket los, habe meist die ersten ein, zwei, drei Nächte vorgebucht und ziehe dann weiter. So reise ich eigentlich am liebsten.

Für mich bedeutet es Freiheit, Unabhängigkeit. Ich kann meine Route selbst wählen, meine Reisebegleitung selbst bestimmen. Ich kann allein unterwegs sein oder Kontakte knüpfen, aus denen sich Freundschaften ergeben können. Ich kann einfach einen Tag nichts tun, in einem Park den ganzen Tag lesen, schreiben, das tun, nach was mir ist. Ich muss mich keinem Plan unterwerfen, der mir von irgendjemand vorgegeben wird. Ich finde das großartig und für mich ist es die beste Art zu reisen.

Es hört sich vielleicht so an, als ob jetzt ein Aber kommt, nicht wahr? Stimmt.

Ich weiß, dass nicht alle so ticken und lieber mit einem Reiseveranstalter fahren. Oder am Überlegen sind, was für sie im Einzelfall besser ist, solo und unabhängig oder organisiert.

Um eines vorweg zu nehmen: Beide Reiseformen haben ihre Berechtigung und eine ist nicht besser und nicht schlechter als die andere, sondern nur anders, auch wenn Du vielleicht den Eindruck hast, dass Du nur richtig reist, wenn Du mehrere Monate solo mit dem Rucksack unterwegs bist.

Meine längste Reise waren drei Monate und ich bin auch durchaus schon mit Veranstaltern unterwegs gewesen.

Ich finde es nur wichtig, dass Du überhaupt reist und dann auch raus gehst, die Menschen triffst und siehst, wie sie leben, mit ihnen sprichst, siehst, was sie glauben, ihre Speisen ausprobierst und Dich nicht in einem Ressort oder in einer Gruppe abschottest. Das das bringt Seiten an Dir hervor, die Du sonst nicht kennenlernen würdest, Du lernst, über den Tellerrand zu schauen, lernst viel über die Welt und Dich.

Aber bevor ich endgültig abschweife, komme ich doch lieber zum eigentlichen Thema, nämlich den Vor- und Nachteilen von Reiseveranstaltern.

1. Wann macht es Sinn, wenn Du mit einem Veranstalter unterwegs bist?

  • Du bist noch nie allein verreist und traust Dich noch nicht, ganz allein Urlaub zu machen. So kannst Du schon einmal reinschnuppern, ob das etwas für Dich ist, allein Abends im Zimmer, auf fremde Menschen zugehen und vielleicht auch mal allein in einer fremden Stadt ein paar Stunden unterwegs zu sein.
  • Bei manchen Zielen ist es aus Sicherheitsgründen einfach sinnvoll, mit einem Reiseveranstalter unterwegs zu sein. Ich war mit Djoser im Jemen, als es noch möglich war, das Land zu bereisen. Ja, auch da hätte es passieren können, dass wir entführt werden, aber die Chance ist höher, wenn ich allein unterwegs gewesen wäre.
  • DSC_0060In manche Länder kommst Du solo nur sehr schwer oder überhaupt nicht hinein. So kannst Du z.B. Bhutan nur in einer Gruppe bereisen, nach Usbekistan kommst Du kaum solo hinein und in Tibet sind auch Gruppen Vorschrift. Es gibt sicher abenteuerlustige Naturen, die sich nicht um solche Hindernisse kümmern und es dennoch schaffen, diese Länder solo zu bereisen, also ohne Gruppe und ohne Veranstalter, aber mir ist das zu heikel und ich würde das auch niemand raten. Wenn etwas passiert und man da in die Mühlen des Systems gerät, na gute Nacht. Und als Frau gleich doppelt.
  • Wenn der Reiseführer gut ist, bekommst Du viele Insider-Infos, die Du sonst nicht bekommen würdest und hast so auch einen ganz anderen Zugang zum Land. Du erfährst Dinge, die nicht in den Büchern stehen und bekommst so einen besseren Einblick in den Alltag der Menschen.
  • Wenn Du Dir Touren aussuchst, die Du zwar allein machen kannst, Dir aber die Kenntnisse oder die Ausrüstung fehlt, dann macht ein Veranstalter Sinn. Das kann z.B. eine Trekking-Tour im Himalaya sein, die nicht die Standard-Anapurna-Tour ist oder eine Wüstendurchquerung in der Sahara.
  • Ich war vor einigen Jahren 10 Tage in Libyen in der Sahara mit dem Zelt und es war großartig. Allein hätte ich das nie machen können, denn ich habe weder ein wüstentaugliches Fahrzeug noch könnte ich mich je in der Wüste mit GPS etc. orientieren. Aber die Tage und Nächte in der Wüste waren so phantastisch, da war es mir egal, dass ich mit einem Reiseveranstalter unterwegs war.

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  • Eine Option ist hier natürlich auch, selbst zu reisen und Dir dann vor Ort für einzelne Touren einen Veranstalter zu suchen oder einen Ausflug schon vorab über Anbieter zu buchen.
  • Wenn Du einfach nur einen Strandurlaub machen willst ohne große Erlebnisse, dann ist es meist billiger, pauschal mit einem Veranstalter zu verreisen, denn sie haben die entsprechenden Kontingente und können so Preise von Hotel und Flug anbieten, die Du kaum als Einzelperson hinbekommst. Nicht meine Welt, aber ich erwähne es der Vollständigkeit halber.
  • Wenn Du nur wenig Zeit hast und Dich um nichts kümmern willst, dafür aber in der Regel mehr Geld in die Hand nehmen willst, dann ist ein Reiseveranstalter das Richtige für Dich, denn Du brauchst Dir keine Gedanken darum machen, wie Du von A nach B kommst, wo Du schläfst und was Du Dir anschauen sollst. Einfach, bequem, aber meist teurer als selbst organisiert.

2. Was sind die Nachteile?

  • In der Regel kostet eine vergleichbare organisierte Reise mehr als wenn Du Dich um alles selbst kümmerst. Klar haben vor allem die großen Veranstalter den Vorteil, dass sie durch die Menge bessere Preise bei Hotels und Flügen heraushandeln können, aber sie müssen auch Büromiete, Gehälter und ihre Ansprechpartner vor Ort bezahlen. Das fällt alles bei Dir weg. Meiner Erfahrung nach ist vor allem Asien günstiger zu bereisen, wenn Du es allein machst und Dich selbst um alles kümmerst.
  • Dein Reisetermin und die Reisedauer ist festgelegt. Du kannst den Flug nicht so legen, dass er Dir in den Kram passt, sondern Du musst Dich nach dem Veranstalter richten. Das bedeutet weniger Flexibilität für Deine Urlaubsplanung und kann die Abstimmung mit Kollegen etwas erschweren.
  • Wenn Du Pech hast, kommt die Reise nicht zustande, weil sich zu wenig Teilnehmer finden. Und dann musst Du umplanen, vielleicht auch ziemlich spontan, weil der Veranstalter die Reise erst in letzter Minute absagt, weil er verständlicher weise so lange wie möglich wartet, ob sie nicht doch zustande kommt. Das kann ganz schön stressig werden, vor allem, wenn der Urlaub mit Deinem Chef und Deinen Kollegen schon abgestimmt ist und Du wenig Möglichkeiten hast, an dem Zeitraum an sich noch etwas zu ändern.
  • Dein Reiseablauf ist vorgegeben. Ich weiß, das sehen viele als Vorteil, wenn sie wissen, was sie am nächsten Tag erwartet, ich nicht. Ich mag lieber die Freiheit zu entscheiden, meine Route zu ändern, wenn ich einen guten Tipp bekomme oder an einem Ort länger zu bleiben, mir für etwas mehr Zeit nehmen und interessante Orte mir länger anzuschauen, statt mit einer Gruppe weiterzuziehen.
    Ein für mich akzeptabler Kompromiss ist, wenn sich der Veranstalter um Transport und Unterkunft kümmert, mir aber die Tagesgestaltung überlassen wird. So war das auch im Jemen, für mich im Einzelfall ok, aber ich möchte das, so gut es für mich geht, auf meinen Reisen vermeiden.

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  • Wenn Du krank bist oder es Dir nicht gut geht, kann nur sehr bedingt darauf Rücksicht genommen werden. Das hängt mit dem vorherigen Punkt zusammen. Der Zeitplan ist mehr oder weniger straff und es geht immer weiter, auch wenn Du mal eine Pause brauchen würdest oder es Dir nicht gut geht und Du lieber mal einen Tag aussetzen würdest.
    Wenn das passiert, wenn die Gruppe ohnehin an einem Ort zwei, drei Tage ist, dann kannst Du Dich ausklinken, aber normalerweise ist es schwierig, die Bedürfnisse eines einzelnen zu berücksichtigen.
    Bist Du solo unterwegs, bist Du Dein eigener Reiseveranstalter und kannst so lange unterbrechen, wie Du willst. Aber wenn Du wirklich krank bist, dann musst Du Dich auch um alles selbst kümmern und sei es nur, die Guest House oder Hostel-Angestellten zu bitten, Dir einen Arzt zu organisieren.
  • Du bist mit einer Gruppe unterwegs. Auch hier gibt es unterschiedliche Sichtweisen, klar. Manche finden es toll, so neue Menschen kennenzulernen und das auch recht gut, denn unterwegs kommt es immer mal zu Situationen, in denen die Masken, mit denen wir alle herumlaufen fallen.
    Ich ziehe es vor, mir meine Reisegefährten selbst auszusuchen und selbst zu entscheiden, mit wem ich ein paar Tage oder vielleicht Wochen unterwegs bin. Das kann aber auch bedeuten, dass ich allein bin, auch wenn mir nicht danach ist.
    Mir ist das aber in der Regel immer noch lieber, statt auf Gedeih und Verderb 2, 3 Wochen mit Menschen unterwegs sein zu müssen, die ich mir nicht aussuchen kann.
    Ich muss zugeben, auf meinen Reisen mit Veranstalter waren auch immer Menschen dabei, mit denen ich sehr gut konnte und mit denen sich dann auch Freundschaften entwickelt haben. Das kann passieren, muss aber nicht, daher fällt es für mich eher in die Kategorie „Nachteil“.

3. Wann macht es Sinn, dass Du auf eigene Faust fährst?

Du hast jetzt einiges über die Vor- und Nachteile gelesen, wenn Du Deine Reise bei einem Reiseveranstalter buchst.
Im Einzelfall macht es meiner Meinung nach durchaus Sinn, eine organisierte Reise zu buchen, aber dann achte ich auf folgende Punkte:

  • Kann ich diese Reise wirklich nicht selbst machen?
  • Überwiegen im Einzelfall die Vorteile?
  • Wie viel Freiheit habe ich vor Ort?
  • Wie groß ist die Gruppe?
  • Welche Philosophie hat der Reiseveranstalter? Unterstützt er z.B. lokale Projekte, achtet er auf Umweltverträglichkeit etc.?

Aber wenn es irgendwie möglich ist, versuche ich, meine Reisen selbst zu organisieren und fahre alleine, denn

  • Ich bin flexibler
  • Ich komme direkter in Kontakt mit den Einheimischen
  • Ich hatte schon so tolle Erlebnisse, die ich nie gehabt hätte, wäre ich mit einer Gruppe unterwegs gewesen
  • Ich finde es einfach toll, mir schon in Vorfeld Gedanken zu machen, was ich unternehmen möchte
  • Ich lerne leichter neue Menschen kennen

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In meinen Augen macht es daher Sinn, auf eigene Faust zu reisen, wenn

  • Du abenteuerlustig bist
  • Du ein Land bereisen möchtest, das schon eine gute Infrastruktur hat. Thailand eignet sich für den Einstieg z.B. hervorragend.
  • Du auch mal Deine Komfortzone verlassen möchtest
  • Es Dir Spaß macht, alles selbst zu organisieren
  • Du ein Land relativ ungefiltert kennenlernen möchtest. Natürlich wirst Du auch so nur einen Bruchteil sehen, aber ich denke, Du bekommst, wenn Du auf eigene Faust unterwegs bist, immer noch besseren Zugang zum Land und zu seinen Menschen.

Mein Plädoyer geht also eindeutig zum selbst organisierten Reisen, auch wenn ich selbst manchmal mit einem Veranstalter unterwegs bin.

Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade von Robin teil, den es interessiert, warum andere lieber allein, zu zweit oder in Gruppen verreisen.

Und nun bin ich auf Deine Meinung gespannt. Wie reist Du am liebsten und warum? Schreib mir einen Kommentar!
Bevor ich es vergesse, denke daran, dass Deine Grenzen nur im Kopf existieren.
 
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